Psychologische Beratung und Therapie, Erwin Brückl

GESCHICHTEN.... 


Ich erzähle und höre gerne Geschichten. Märchen oder Erzählungen und Gedichte aus dem Christentum, dem Buddhismus, dem Sufismus und, ich gebe es zu, auch aus Comic Strips. Auf dieser Seite soll deshalb immer wieder eine Geschichte oder auch mehrere stehen. Wenn jemand eine schöne Geschichte weiß, freue ich mich, wenn er/sie mir mitteilt.

Buddha und Mara (buddhistisch)

Kunst (Eugen Roth)

Freud-iges (Eugen Roth)

Die Kuh (Rumi)  

Weil ich liebe (K. Raine) 

Kinderzeit (Ringelnatz)

Weil es immer mehr Geschichten und Comics werden, geht es nun auf einer 2. Seite  weiter!


Buddha und Mara

(Um diese Geschichte zu verstehen, ist es notwendig, zu wissen, daß Mara im Buddhismus die Verkörperung von allem Bösen, von allem Unheil darstellt.)

Eines Tages, Buddha hatte sich mit vielen seiner Anhänger in einem Hain niedergelassen, kam Mara um den Buddha zu besuchen. Als Mara sich dem Lager näherte und die ersten Mönche ihn erblickten, entstand sofort große Aufregung. Die Mönche begannen alle weg zu laufen, um Mara nur ja nicht zu begegnen. Mara ließ sich davon nicht abhalten, er ging direkt auf das Zelt des Buddha zu.

Der Leibdiener des Buddha sah Mara herankommen und verspürte ebenso wie alle anderen den Drang, davon zu laufen. Er entsann sich jedoch seiner Pflicht und blieb stehen, um Mara vor Angst schlotternd zu fragen, was er denn wolle. Mara antwortete: "Ich bin gekommen, den Buddha zu besuchen". Der Diener bekam fast noch größere Angst, befürchtete er doch, auf diese Weise seinen geliebten Meister zu verlieren. Er rannte jedoch ganz aufgeregt in das Zelt und erzählte den Buddha von dem Besuch. "Soll ich ihm sagen, Meister, daß ihre gerade in tiefer Meditation seid und keine Zeit habt, ihn zu empfangen. Daß er ein anderes Mal wieder kommen soll?"

Der Buddha antwortete: "Aber nein, bitte ihn herein, gleich, und bereite Tee, damit ich meinen Gast bewirten kann." Als Mara das Zelt betrat, lief der Buddha auf ihn zu, umarmte ihn und meinte: "Wie schön, Dich zu sehen, es ist so lange her, daß Du mich besucht hast. Erzähle, wie es Dir in der Zwischenzeit ergangen ist."

"Gar nicht gut", meinte Mara, "meine Anhänger laufen mir davon. Sie beginnen zu meditieren und wollen nicht mehr auf meine Worte hören."

"Ich kann Dich so gut verstehen, " antwortete der Buddha. "Bei mir ist es ganz genau das Selbe. Tag für Tag erzähle ich meinen Schülern vom rechten Weg, doch kaum einer tut so, wie ich geraten habe! Komm, setze Dich zu mir und leiste mir Gesellschaft."


Kunst

Ein Mensch malt, von Begeisterung wild,
Drei Jahre lang an einem Bild.
Dann legt er stolz den Pinsel hin
Und sagt: "Da steckt viel Arbeit drin."
Doch damit war´s auch leider aus:
Die Arbeit kam nicht mehr heraus.

                                          Eugen Roth


Freud-iges

Ein Mensch erfand - Dank ihm und Lob -
Das Psychoanalysoskop,
In dem nun jeder deutlich nah
Die seelischen Komplexe sah.
So zeigten die bekannten Grillen
Jetzt einwandfrei sich als Bazillen.
Und was man hielt für schlechte Launen,
War wissenschaftlich zu bestaunen
Als Spaltpilz (siehe Schizophyt),
Der schädlich einwirkt aufs Gemüt.
Der Mensch erfand nun auch ein Serum
Aus dem bekannten nervus rerum,
Und es gelang in mehrern Fällen
Die Seelen wiederherzustellen.
Nur ist es teuer - und die meisten,
Die´s brauchten, können sich´s nicht leisten.

                                                                 Eugen Roth


 

Die Kuh

Es gibt auf der Welt eine grüne Insel, auf der eine Kuh mit gutem Appetit alleine grast. Bis zum Abend frißt sie die Fläche leer - auf daß sie dick und groß, etwas Besonderes werde. Nachts quält sie der Gedanke: "Was esse ich morgen?" Und läßt sie abmagern, dünn werden wie ein Haar. Am nächsten Tage sind die Wiesen wieder grün, steht die Kuh im Futter. Sie fällt darüber her mit einem Ochsenhunger, so daß sie bis zum Abend - Halm für Halm - alles abweidet. Wieder wird Sie dick und fett. Abends peinigt sie erneut die Frage: "Was esse ich morgen?", so daß Sie hager wird vor lauter Angst. So geht es immer weiter mit der Kuh. Nie kommt ihr der Gedanke: "Seit vielen Jahren weide ich nun schon auf diesen Wiesen - an keinem Tage habe ich Mangel gelitten, wozu meine Furcht?" Nein, sobald es Nacht wird, magert die fette Kuh bei dem Gedanken: "Wehe, das Futter ging mir aus!" von neuem ab.

Mevlana Chelaleddin Rumi


Weil ich liebe...

Weil ich liebe,
Führt ein unsichtbarer Weg über den Himmel,
Vögel reisen diesen Weg, Sonne und Mond
Und alle Sterne wandern diesen Pfad bei Nacht.

Weil ich liebe,
strömt ein Fluß die ganze Nacht.

Weil ich liebe,
Strömt der Fluß die ganze Nacht in meinem Schlaf,
Zehntausend Lebewesen schlafen in meinen Armen
Und wachen schlafend und ruhen strömend.

Kathleen Raine


Aus meiner Kinderzeit

Vaterglückchen, Mutterschößchen,
Kinderstübchen, trautes Heim,
Knusperhexlein, Tantchen Rös'chen,
Kuchen schmeckt wie Fliegenleim.

Wenn ich in die Stube speie,
Lacht mein Bruder wie ein Schwein,
Wenn er lacht, haut meine Schwester,
Wenn sie haut, weint Mütterlein.
Wenn die weint, muß Vater fluchen.
Wenn der flucht, trinkt Tante Wein.
Trinkt sie Wein, schenkt sie mir Kuchen:
Wenn ich Kuchen kriege, muß ich spein.

Joachim Ringelnatz


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